Klappe die Zweite

Netflix..here I come : )

Wie ihr ja wisst, geben sich hier auf O'ahu die Filmcrews die Klinke in die Hand.
Kaum sind die letzten Szenen für einen Film fertig gedreht, kommt schon das nächste Projekt. Vor einer Woche klingelte dann bei mir das Telefon und ich wurde für einen Film,der auf Netflix laufen wird, angefragt.
Diesmal ist es ein Film, der von Adam Sandler produziert wird und für den schon seit Februar hier auf O'ahu, an verschiedenen Standorten, gedreht wird.
Ich ließ mir die ganzen Infos und Daten durchgeben und sagte dann spontan zu.
Es sollte ein Nachtdreh werden von Freitag auf Samstag, mit rund 200 Komparsen am Flughafen in Honolulu.

Freitag nach der Arbeit im Konsulat radelte ich also flott nach Hause und machte mich fertig. Dazu gehörte Haare und Make up und natürlich die richtige Klamottenwahl. Die Szenen die gedreht werden sollten, spielten eigentlich in Portland, Oregon und zwar im Winter.
Jacke, Jeans, geschlossene Schuhe, Schal - alles Dinge, die man hier selten an hat. Aber das Endergebnis konnte sich sehen lassen und mit Handtasche und kleinem Trolley, sah ich nach einem 1A Flughafengast aus.
Mit dem Auto fuhr ich dann gegen 18Uhr zum Basecamp. Dort schrieb man sich ein, holte sich seine Papiere zum Ausfüllen ab und bekam dieses Mal auch eine kleine Ausweiskarte, die man sich anpinnen musste.
Dann wurden wir mit einem Shuttle zum wenige Kilometer entfernten Flughafen gefahren. Dort wurde es etwas trubelig und unübersichtlich, denn niemand hatte uns gesagt, dass wir durch den kompletten Sicherheitscheck durchmussten, um zum eigentlichen Filmset zu kommen. Nun standen wir also gemischt mit echten Touristen und warteten darauf weiterzukommen.
Die Beamten vom TSA hatten alle Hände voll zu tun, die Ausweise und das Gepäck von 200 Extras möglichst schnell zu checken. Für die anderen Reisenden tat es mir etwas Leid, denn sie standen nichts ahnend in diesem Gewimmel und wunderten sich wahrscheinlich, warum an einem Freitagabend der Flughafen fast aus allen Nähten platzte.
Schlussendlich kamen wir aber an einem abgelegenen Gate, im hinteren Teil des Flughafens, an und nahmen auf den Wartebänken Platz. Den ganzen Tag über hatten sie hier schon Szenen des Films gedreht und auch jetzt war das Team am arbeiten.

Die Beschreibung des Films hört sich seicht, aber lustig an:
Tim Morris (gespielt von David Spade) trifft seine Traumfrau und will sie mit einer kostenlosen Einladung zu einer Firmenreise beeindrucken. Er lädt sie per SMS dazu ein und sie sagt zu. Als dann aber am Abflugtag ein verrücktes Blind Date von früher auftaucht, scheint Tim zu dämmern, dass er wohl der falschen Dame getextet hat.
Mehr Infos und auch das Release Datum gibt es leider noch nicht. Doch die Liste der Schauspieler hört sich nach netter Unterhaltung an: David Spade, Sarah Chalke, Lauren Lapkus, Geoff Pierson, Jackie Sandler, Molly Sims, Nick Swardson und Chris Witaske.


 Für uns Komparsen hieß es jetzt erst mal warten. Die ersten 4 Stunden passierte gar nichts. Wir saßen und man lernte seine Nebensitzer etwas besser kennen. Es herrscht immer eine sehr freundliche, offene Atmosphäre. Manche kannten sich von früheren Produktionen, andere waren hier zum ersten Mal. Ich lernte schnell 3 Mädels kennen und wir schlenderten am Set herum und bewunderten die detailreiche Arbeit, die das Team geleistet hatte. Alle Zeichen von "Aloha oder Hawaii" waren verschwunden. Es waren Poster mit Werbung oder Bilder von Portland aufgehängt worden, Schilder überklebt und Kunst ausgetauscht oder verkleidet worden.


Gegen 22Uhr wurden wir dann in kleinere Gruppen aufgeteilt und kreuzten dann mit unseren Rollköfferchen hin und her. Gingen hektisch oder langsam, zu zweit oder alleine und belebten einfach den Hintergrund, sodass es wie auf einem Flughafen aussah.


Der Schauspieler David Spade wurde mit seiner Kollegin Molly Sims dabei gefilmt, wie sie am Gate ausversehen ineinander rennen. Den Background dafür, lieferten wir.
Diese und noch weitere Szenen im ähnlichen Stil, wurden dann über eine Stunde immer wieder wiederholt, bis alle zufrieden war. Für mich hieß das leider viel stehen und warten, aber ich war dankbar, diesmal bequemere Schuhe tragen zu können.


Nach Mitternacht gab es dann das Erste mal Essen. Die Verpflegung war diesmal eher so mäßig, aber sie half einem wieder etwas wacher zu werden.
In den Pausen zwischen den Szenen, schliefen manche, spielten auf dem Handy oder laßen.
Ich war bei relativ vielen Szenen dabei, was die Zeit eindeutig schneller verrinnen ließ - zum Glück! Gegen 2Uhr setzte dann aber auch bei mir die Müdigkeit ein und ich frage mich, wie lang diese Nacht wohl noch werden würde. Gerüchte über einen 18h-Arbeitstag machten die Runde. Während dann die letzte Szene aufgebaut wurde und wir alle mal wieder warteten, packte ein Komparse sein Didgeridoo aus und man hörte den röhrenden Sound durch das ganze Terminal. Mit leicht panischem Gesichtsausdruck machte sich einer der Produktionsassistenten auf die Suche nach dem störenden Geräusch. Der Musiker schien sich darüber keine Gedanken gemacht zu haben, aber alle um ihn herum schüttelten leicht irritiert die Köpfe und grinsten, als der Assistent angeflitzt kam, um ihn darauf hinzuweisen, dass jetzt vielleicht nicht die idealste Zeit sei, um seine Künste zum Besten zu geben.
(In Wahrheit legte er ihm die Hand auf die Schulter und knurrte: "No man, that's not gonna work. Never ever do that again!")

Wir drehten zum Abschluss noch Szenen in einem Souvenirladen und eine letzte Szene, bei der das Filmteam eine komplette Statue hinter einer Wand verschwinden lassen musste, damit kein Hawaiifeeling aufkommt.
Gegen 5Uhr morgens sagte der Regisseur dann: "Thank you everybody, it's a wrap!"
Das war für uns das Startsignal und 200 Komparsen begannen ihre Rückreise durch den Flughafen, zurück zum Shuttel der uns zum Basecamp brachte. 
Ich hatte vom letzten mal gelernt und wusste, dass man hier echt Zeit sparen konnte, wenn man sich sputet. Nachdem alle Papiere kontrolliert und unterschrieben worden waren, durfte ich gehen und gegen 6Uhr morgens lag ich dann im Bett.

Boa, was für ein langer Tag/Nacht!! 24h wach und 12h am Set - ich hatte mir meinen Schlaf verdient.
Trotz der langen Wartezeiten, verging die 12Stunden aber schnell und so lange man arbeitet, merkt man davon auch nichts. Leider durfte man wieder keine Bilder machen, sonst hätte ich euch viel mehr vom Set zeigen können.
Es hat Spaß gemacht! Es ist schön, neue Leute kennenzulernen und bekannte Gesichter zu sehen. Eine Filmkarriere wird daraus sicher nicht, aber ich werde mir den Film auf jeden Fall anschauen und stolz nach der Frau im blauen Mantel mit ihrem Köfferchen Ausschau halten ; )



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