Das Ende der Welt - Urlaub in (American) Samoa

Samoa bedeutet "Heilige Erde"

Talofa = Hallo
Der Archipel von Samoa liegt im Südwestpazifik, auf halber Strecke zwischen Hawaii und Neuseeland und ist seit mehr als drei Jahrtausenden bewohnt — die Europäer haben es allerdings erst im 18. Jahrhundert „entdeckt“. Im späten 19. Jahrhundert wurde Samoa zweigeteilt und die Vereinigten Staaten verleibten sich den östlichen Teil ein: Amerikanisch-Samoa. Es ist allerdings ist ein Territorium, kein Bundesstaat, das sich aus fünf Inseln (Tutuila, Anu’u, Ofu, Olosega und Ta’ū) sowie zwei Korallenatollen (Rose-Atoll und Swains Island) zusammensetzt und dessen Hauptstadt Pago Pago ist. Es ist tatsächlich am Ende der Welt. Denn hier geht die Sonne als letztes unter und auch Silvester wird hier als letztes gefeiert. 
Spannender Gedanke, denn wir hatten ja immer das Gefühl, dass Hawaii am anderen Ende der Welt liegt.

Auf der größten Insel, Tutuila, verbrachten wir 4 Tage und merkten schnell, American Samoa ist NICHT Amerika - und das ist auch gut so! 

Pago Pago verfügt über einen malerischen und geschäftigen Hafen und ist von grünen Bäumen und imposanten Bergen umgeben. Es besteht aus mehreren kleinen Dörfern und wenn ich klein schreibe, meine ich auch klein. Es gibt auf dieser Insel weder Straßennamen noch Hausnummern und sobald man die einzige Hauptstraße verlässt, werden die Straßen sehr holperig. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn die erlaubte Höchstgeschwindigkeit auf der kompletten Insel sind sowieso  nur 40km/h.

Viele Touristen kommen nicht auf die Insel, die Samoaner sind hier gern unter sich. 1-2 mal die Woche hält aber verwunderlicher weise eines der großen Kreuzfahrtschiffe und spuckt für ein paar Stunden einige Passagiere aus. Das ist nur möglich, weil Pago Pago einen der tiefsten Naturhäfen der Welt hat. 
Wir sind froh, dass American Samoa so wenige Besucher hat. So bleibt diese kleine Insel mit ihren 80.000 Einwohnern, tatsächlich ein authentisches Paradies.
Es ist nochmal eine Stufe tropischer und wunderbarer als Hawaii. Allerdings auch spartanischer und wesentlich weniger touristisch. Da American Samoa Geld vom Staat bekommt, sind sie nicht auf Touristen angewiesen. Sie freuen sich wenn welche kommen, müssen sich aber nicht verbiegen, weil sie auch ohne großes Geld überleben.
Für unser westlich verwöhntes Auge wirkt das Leben hier einfach und teilweise etwas ärmlich. Aber die Häuser sind bunt, es gibt kleine Läden und Restaurants und die Menschen sind uns Europäern überaus wohlgesonnen und freundlich.



Sie lächeln, winken einem zu und sind wissbegierig. Ergibt sich ein Gespräch, freuen sie sich und geben hilfreiche Tipps. Man kommt sich allerdings doch manchmal wie ein buntgeflecktes Einhorn vor, denn man erregt etwas Aufsehen, egal wohin man geht. Das hatte ich so nicht erwartet, denn es kommen immer mal wieder Weiße (Die Samoaner nennen uns "Palangis") auf die Insel und somit müssten die Samoanern eigentlich daran gewöhnt sein. Dachten wir.....aber als wir das Abfluggate in Honolulu betraten, wurde uns klar, dass das wohl doch nicht soooo oft der Fall ist ODER die Samoanern einfach ein neugieriges Völkchen sind 😉 Das halbe Gate drehte sich um und schaute uns an. Da standen wir zwei weißen, dünnen Menschchen und passten so gar nicht ins Gesamtbild. Schnell setzten wir uns hin, um in der Menge zu verschwinden. Samoaner haben doch eine etwas andere Körperstatur. Alles ist etwas größer, als bei uns. Vor allem die Männer sind Breitschuldring, groß gewachsen und oft großflächig tätowiert. Sehr beeindruckend! Die Frauen haben oft lange dunkle Haare und auch sie sind größer gebaut. Dass die samoanische Bevölkerung zu 80% übergewichtig ist, verschmälert den allgemeinen Körperbau nicht gerade.

Die Samoaner sind einfach große Familienmenschen! Sehr warmherzig, freundlich und die meisten von ihnen sind tiefgläubig, genauer gesagt: tiefgläubige Christen. In jedem noch so kleinen Dorf gibt es prächtige Kirchen und sonntags sind die auch gut gefüllt. Dann hält das Inselleben für einen Tag inne, kein Geschäft hat mehr offen, Baden ist nicht mehr gern gesehen und auch Ausflüge in die kleinen Dörfer sind nicht erwünscht. In vielen Dörfern gibt es sogar jeden Abend eine Andacht. Damit das nicht in Vergessenheit gerät, wird jeden Abend die sogenannte "Sa bell" geschlagen. Das sind alte Propangasflaschen, die in jedem Dorf aufgehängt sind und deren Ton alles zum Erliegen bringt. Es ist Zeit, inne zu halten, sich in seinen Häusern einzufinden und für 10-20 Minuten still zu werden. Es ist von Dorf zu Dorf unterschiedlich, aber in den besonders strengen, kann man sogar eine Strafe bekommen, wenn man gegen die Regeln verstößt. 


Ähnlich verhält es sich mit Badekleidung.  Hier ist das Motto: Je mehr, desto besser! Man sieht keinen einzigen Samoaner nur mit Badeanzug oder -hose bekleidet ins Wasser gehen. Viele tragen ihre komplette Kleidung (Kurze Hose und Tshirt) oder aber zumindest ein Neoprenshirt. Vor allem Bikinis zeigen für samoanische Verhältnisse viel zu viel Haut und so musste auch ich mich zuerst verhüllen, bevor es ins Wasser ging. 


In der Kirche

Eines der kleinen Dörfer, dessen Kirche und eine sehr nette Familie, die uns herzlich aufnahm durften wir näher kennen lernen. Christiane (die einzige Deutsche in American Samoa) kam letztes Jahr zu mir ins Konsulat nach Honolulu um ihren deutschen Pass erneuern zu lassen. Sie lebt schon lange Zeit mit ihrem Mann, Kindern und der großen Familie auf American Samoa. Sie besitzen ein großes Stück Land und wohnen darauf in einem schönen, großzügigen Haus. Sie waren es auch, die uns dann sonntags mit in die Kirche nahmen. Was für ein Erlebnis. Alle sind sehr schick, tragen ihr traditionellen Kleider und Röcke und es wird deutlich:

Ein kleiner Teil der sehr netten Talamoa-Family!
Samoaner haben keine Angst vor Farbe! Der Kirchenchor ist im Gegensatz dazu ganz in Weiß. Teilweise sehen die Damen aus wie Bräute, denn ein weißer breitkrempiger Hut gehört zum Outfit dazu. Der komplette Gottesdienst war auf Samoanisch, so dass wir so gut wie nichts verstanden. Aber das machte nichts, denn die Stimmung und die mitreisenden Gesänge des Chors, war das, was mich berührte. Ein einmaliges Erlebnis!

In American Samoa gibt es nicht viele Sehenswürdigkeiten. Aber alles was wir besuchten, sah aus wie aus dem Reisekatalog....oder schöner. Wir hatten einen Mietwagen und gondelnden von der einen Seite der Insel zur anderen.
Vorbei an den beiden Felsen "Fatu ma Futi" die nahe an der Küste der Insel liegen. Der Legende nach (es gibt mehrere) war ein Pärchen namens Fatu und Futi mit dem Boot auf dem Weg von der Nachbarinsel Savaii nach Tutuila. Bei einem starken Sturm sank das Boot nur wenige Kilometer vor der rettenden Küste und aus irgendeinem Grund versteinerten die beiden Schiffbrüchigen und wurden zu diesen, mit Palmen bewachsenen, Felsen.




Sie dienen Vögeln und anderen Tieren als Brutplatz und man kann um sie herumschnorcheln, aber besteigen ist nicht möglich. Tagsüber sieht man oft schwarze „Vögel“ herumflattern. Es sind allerdings Flughunde. Sie sehen aus wie große Fledermäuse und es gibt drei verschiedene Arten, neben 35 Arten heimischer Vögel und etwa 950 verschiedene Fischarten, die sich zwischen 250 verschiedenen Korallentypen tummeln. Was es erstaunlicherweise kaum gibt, sind Kakerlaken. Auf Hawaii gibt’s die fetten Dinger ja fast überall, aber in Samoa haben wir eine komplette Woche keine einzige gesehen.

Im Norden der Insel liegt der verhältnismäßig große Nationalpark der Insel. Leider waren einige Wanderwege, auf Grund des tropischen Sturms "Gita", der 2 Monate zuvor über die Insel fegte, geschlossen. Wir schafften es aber trotzdem, bis zur nördlichsten Spitze der Insel zu wandern und hatten einen wunderschönen Kiesstrand ganz für uns alleine.
Viele der Strände hier sind menschenleer und Ich, passionierte Muschelsammlerin, komme hier voll auf meine Kosten. Blöderweiße waren einige noch bewohnt. Trotzdem durften einige Schätze auch wieder mit nach Hause.




Ansonsten gibt es auf der Insel zwei größere Einkaufsläden, ein paar Restaurants, einige kleinere Läden, zwei Hotels und sonst noch ein paar Kioske verteilt in den Dörfern. Alles sehr überschaubar. Mit der größte Arbeitgeber (neben dem Militär und der Regierung) ist die Firma "Starkist". Viele der verkauften Thunfisch-Dosen in den USA kommen von dort.

Nach diesen entspannten Tagen machten wir uns auf, um mit dem Flugzeug, ins 20Minuten entfernte Samoa zu fliegen. Der Flughafen auf Tutuila ist sehr niedlich und eher ein Dach auf Stelzen. 
Wir stellten uns also mit unserem Gepäck am Check-In Schalter an und der nette Herr dahinter begann, unser Flugticket von Hand auszufüllen. Dafür mussten wir nicht nur unseren Koffer auf die Waage stellen, sondern auch uns. Das Gewicht wird fein säuberlich vermerkt und bestimmt ua. den Sitzplatz. Damit diese Miniflugzeuge, die zwischen den Inseln verkehren, auch sicher abheben, darf das Maximalgewicht nicht überschritten werden. Deshalb muss jeder auf die Waage stehen und erst dann wird entschieden, wie viel Passagiere an Bord dürfen. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber dient ja der eigenen Sicherheit. Wir zwei waren die Einzigen, die sich eine Sitzbank im Flugzeug teilten.
Sicherheitscheck von Mensch und Gepäck wird hier scheinbar überbewertet und fand nicht statt.
Trotzdem setzte unsere Blechhummel wenig später unbeschadet in Samoa auf der Insel Opolu auf. Von oben hatte man einen herrlichen Blick auf die kleinen Inseln gehabt und wir freuten uns jetzt auf drei weitere Tage Abenteuer.






Samoa - Früher "Western Samoa"

Dieser, seit 1962 unabhängige Staat umfasst den westlichen Teil der Samoainseln und wurde deshalb auch (1997) Westsamoa genannt. Heute ist aber nur noch die verkürzte Version "Samoa" gebräuchlich.

Interessant ist, dass sich die Deutschen schon sehr früh für diese kleinen Pazifikinseln interessiert haben. Bereits 1855 erkundete der Kaufmann August Unshelm im Auftrag des Hamburger Handelshauses Joh. Ces. Godeffroy & Sohn Samoa. Zwei Jahre darauf gründete er in Apia auf der Insel Upolu eine zentrale Niederlassung der Firma. Auch andere Firmen fanden Gefallen an diesem Standpunkt und so gab es 1870 einige deutsche Firmen in Samoa.
Und von 1900 bis 1919 war Samoa sogar unter deutscher Führung und war eine deutsche Kolonie.
Heute spürt man davon aber nichts mehr, denn Neuseeland war, nach Deutschland, die längste Regierungsmacht und ist auch heute noch zusammen mit Australien der wichtigste Handelspartner.


Sie haben viele Produkte aus beiden Ländern, die gleiche Uhrzeit und Datum und auch erschreckenderweise den Linksverkehr auf den Straßen. Dass zwischen American Samoa und Samoa die Datumsgrenze liegt und man sich mit dem 20Minütigen Flug sozusagen auf Zeitreise begibt, wussten wir vorher nicht. Sehr ärgerlich, wenn man Flüge, Hotel und Mietwagen bucht und dann erst am Ende merkt, dass irgendwas nicht stimmen kann, weil das Datum "falsch" ist. Tja, man lernt nie aus....


Uns empfing die Samoanische Insel Opolu mit strahlendem Sonnenschein, aber leider auch allerlei Hindernissen. Wir kamen am kleinen Flughafen der Insel an und mussten feststellen, dass es tatsächlich noch einen größeren Flughafen gab, von dessen Existenz wir gar nichts wussten. Unseren Mietwagen hatten wir aber ohne mit der Wimper zu zucken dorthin bestellt. Super! "Naja, kann ja mal passieren. Ruft man die Autovermietung halt an und erklärt das Problem.", dachten wir. Doch wir mussten feststellen, dass das mit dem Telefonieren nicht so einfach war. Die in American Samoa gekaufte SIM-Karte, hätte laut Verkäuferin auch in Samoa funktionieren sollen. Tat sie aber nicht. Obwohl es der gleiche Anbieter war und wir extra deswegen nachgefragt hatten, ging nichts. Die tuschelnden Taxifahrer um uns herum freuten sich schon tiereisch auf ein großes Geschäft, denn der große Flughafen war 1h entfernt. Wir entschieden uns dann aber zum Hauptsitz der Mietwagen Firma zu fahren und konnten vor Ort tatsächlich das Problem lösen. Uff, wir hatten also schon mal ein Auto. Bezahlt war es allerdings noch nicht und so zog Bastian die Kreditkarte durch das Gerät. Die Bezahlung wurde allerdings verweigert und so standen wir vor dem nächsten Problem. Die Mietwagen-Lady winkte ab: "Kein Problem, das sei normalerweise nur der Schutz der Bank und passiert häufig, wenn die Karte nicht im gewohnten geographischen Umkreis genutzt wird. Einfach bei der Bank anrufen und freischalten." Ja, nur ohne funktionierendes Handy schwierig. Sie ließ sich netterweise vertrösten und gab uns trotzdem schon mal das Auto. Der letzte Hinweis von ihr lautete: "Mit dem amerikanischen Führerschein dürfen Sie hier aber nicht fahren. Sie müssen sich eine Genehmigung holen. Die gibts bei der Post." Hervorragend, noch eine Problem, das wir lösen mussten: Post finden ohne Google maps.
Aber zuerst einmal galt es, den richtigen Fahrstreifen zu finden. Dieser Linksverkehr ist gewöhnungsbedürftig. Aber Bastian schlug sich tapfer und nachdem er bestimmt 10 mal den Scheibenwischer, statt des Blinkers beim Abbiegen betätigt hatte, hatte er sich daran gewöhnt.
Wir fanden tatsächlich die Post, die auch noch direkt neben dem Mobilfunkanbieter lag. Wir konnten also gleich zwei Probleme auf einmal lösen. Es kostet uns unendlich viel Zeit und zusätzliches Geld, aber 1,5h später waren wir auf dem Weg zum Hotel. Beim Einchecken dort wies man uns darauf hin, dass wir das Zimmer nur für eine Person gebucht hatten. Wir wunderten uns über nichts mehr und wollten nur noch auf unser Zimmer um endlich das Problem mit der gesperrten Kreditkarte zu klären. Auslandsanrufe waren nämlich mit unserem Handy immer noch nicht möglich.
Nach mehreren Versuchen schafften wir aber tatsächlich auch das. Mittlerweile waren wir schon 4h in Samoa und hatten weder etwas getrunken, noch gefrühstückt und waren nervlich leeeeeicht angegriffen. Mittagessen musste her und zwar schnell! Das erste Restaurant, das wir ansteuerten hatte natürlich zu. Wie kann es anders sein! Weitere 30 Minuten später saßen wir dann aber an einem Tisch und konnten über unser ganzes Pech lachen und den Kopf schütteln. Jetzt konnte unsere Entdeckungsreise losgehen.

Wir machten uns zur ersten Attraktion auf: 
Sliding Rock - eine natürlich geformte Felsenrutsche
Nach ca. 15Minuten von der Hauptstadt Apia, erreichten wir den Parkplatz und die steile Treppe die uns zur Rutsche führen sollte. Nach guter samoanischer Manier haben wir uns wieder komplett eingekleidet und begaben uns mit Rashguard, Badeshorts und Wasserschuhen runter an den rauschenden Fluss. Diesmal hatte die Badekleidung aber doch einen Vorteil. Man bekam eindeutig weniger Kratzen und blaue Flecken, wenn man sich den glatten Felsen hinunter stürzte. Wir wussten beide nicht so recht, ob wir es wagen sollten, denn die Rutsche war steil, das Wasser schoss an uns vorbei und ob unten im Becken genug Wasser war, dass man sich die Beine nicht brach, wussten wir auch nicht. Es war leider auch niemand da, den wir hätten fragen können, denn das Paar aus Australien, das mit uns dort am Wasser stand, wusste auch nicht weiter. Na gut, einer musste sich opfern und so meldete ich mich als Versuchskaninchen.
Bastian hielt die Kamera bereit um meinen Mut filmlich festzuhalten und loooooos gings. Der Felsen unter meinem Po war weniger rau als erwartet und das Wasserbecken, in dem man ankam war auch tief genug. Die erste Mini-Rutsche (1,5m) war geschafft und jetzt wartete noch die große (5m) auf mich. Hui, steil, schnell und kaum lenkbar. Man hoppelt über ein paar Vorsprünge, hofft, dass die Hose hält und schon ist man im Wasser. Es macht rießen Spaß! Jetzt trauten sich auch die anderen und es war super lustig, ihnen beim Rutschen zuzuschauen.
Kurz bevor der alltägliche Starkregen runterpolterte, stiegen wir wieder hoch zum Auto und freuten uns, dass wir den Chaostag noch zu einem guten Ende gebracht hatten.


Pünktlich um 8.50Uhr standen wir am nächsten Morgen wieder in Apia. Hier soll sich jeden Morgen die Polizeiband zum Landesflagge hissen zusammenfinden. Dieses Schauspiel wollten wir uns nicht entgehen lassen. Und da kamen sie auch schon. Mit viel Tamtam, Blaßmusik und in Formation marschierten ca. 15 Mann auf uns zu. Sie trugen die traditionellen Lavalava, eine Art Rock für den modebewussten Samoaner, passende Hemden, schicke Sandalen und Polizeimützen. Sehr stolz und selbstbewusst stellten sie sich vor dem Fahnenmast auf und spielten kurz darauf die Samoanische Nationalhymne. Es ist Punkt 9 Uhr, die Flagge findet ganz langsam ihren Weg nach oben und die Welt scheint still zu stehen. Alle Autos, Busse, Radfahrer, Spaziergänger halten an und wenden ihren Blick zur Flagge. Wir hielten den Atem an und beobachteten das Schauspiel. Wie wir später erfahren sollten, geschieht das MO-FR, aber nur wenn es nicht regnet. Nass will diese schicke Polizeikapelle wohl nicht werden.
Kurz darauf erklingt dann in der ganzen Stadt eine laute Sirene. Sie soll die Leute daran erinnern, dass jetzt Arbeitsbeginn ist, bis um 13Uhr, wenn die Sirene wieder ertönt zur Mittagspause und dann nochmal um 17Uhr zum Arbeitsende. Einfaches System und Uhren?...werden scheinbar eh überbewertet. 


Für uns stand jetzt aber weniger Arbeit, sondern mehr Kultur auf dem Plan. Die Samoaner haben ein wunderbares Kulturcentrum aufgebaut, in dem sie Besuchern ihre Lebenweise näher bringen wollen. Eine traditionelle Musikgruppe, stolze Krieger und schöne Samoanerinnen erwarteten uns. Wir begannen unsere eigenen Teller aus Palmblättern zu weben und hatten noch keine Ahnung, dass wir nachher sogar von ihnen essen werden würden. Die Zubereitung unseres Mittagessens war auch die erste Station die wir besuchten. Dort hatten die Männer einen Erdofen ausgehoben (Umu). Es wird in Bananenblättern gewickelter Fisch, Kokosnussmilch in Taroblättern und die Tarowurzel (Ist wie Kartoffel) hineingelegt und mit weiteren Blättern und heißen Steinen abgedeckt. Kochen ist bei den Samoanern übrigens Männersache, erklärt unser Guide. Alle Männer trugen nur kurze Lavalava und sind barfuß. Das müsste so sein, erläutert er weiter, die Hitze der Steine, die auf die nackte Brust trifft, zeigt ihnen an, wie lang das Essen im Boden bleiben muss. Er schätzte diesmal ca, 45-Minuten. Wir durften gespannt sein, ob sein "Brusthaar-Thermometer" richtig eingestellt war : )




Für uns gings weiter zum "wood carving". Die Samoaner, die hier auf uns warteten, schnitzen wunderschöne Schalen aus ganzen Holzblöcken. Diese Schalen mit den oftmals toll verzierten Beinen werden dazu verwendet, um das Kava Getränk zuzubereiten. Das ist ein Pflanzenaufguss aus einer Pfefferpflanze, der zu rituellen Anlässen, aber auch als Feierabendgetränk genossen wird. Es hat eine entspannende Wirkung und lockert die Muskeln.





Die Beine der Schale sollen die Gemeinschaft, genauer die Familie repräsentieren.
Familie ist den Samoanern heilig. Egal was man gemacht hat oder wie man sich benommen hat, man bleibt Teil der Familie, sagte unser Guide. Jeder hat seine Aufgabe und Bestimmung in der Gemeinschaft und bringt Gleichgewicht und Stütze. "Fehlt bei unseren Kava Schalen auch nur ein Bein, steht die Schale nicht mehr richtig. Und genauso ist es in einer Familie", lies er uns wissen. 

Bis jetzt hatten wir nur Arbeiten, die traditionell von Männern ausgeführt werden, gesehen. Das liegt daran, dass die Rolle der Männer bei den Samoanern folgende ist " serve and protect". Als Mann tust du alles für die Familie und schützt sie, deine Gemeinschaft und dein Land/deine Kultur. Die Frauen werden bei den Samoanern sehr respektiert und finden ihre Aufgabe eher im Bereich Kleidung und Kindererziehung. Sie sind, laut Guide, "to be served and protected". - Ja, also damit könnte ich leben!

Die nächste Station war aber tatsächlich “Reine Frauensache”: Tapa.
Die traditionelle Rindenbastherstellung aus der Rinde des Maulbeerbaumes. Dafür wird die Rinde der Bäume großflächig abgezogen und die daraus gewonnen Baststreifen gewässert. Danach werden sie mit einem hölzernen Schlegel auf einem flach geschliffenen Stein oder einem Holzbrett in die Breite geklopft. Durch das Schlagen vergrößert sich nicht nur die Oberfläche, sondern die Fasern verfilzen auch miteinander, sodass ein fester Stoff entsteht. Die einzelnen Bahnen werden durch weiteres Schlagen miteinander verbunden. Das ist schrecklich harte Arbeit und es dauerte lange bis die ältere Frau zufrieden war mit ihrem Werk. Anschließend wurde der Stoff bemalt und wird in der Samoanischen Kultur ua. als Vorhang, Kleidung, Decke oder Schlafunterage verwendet. Wenn man weiß, wie viel Arbeit in so etwas steckt, sieht man diese Werke nochmal mit ganz anderen Augen.






Zum Abschluss wurde es nochmal sehr spannend und ernst. Wir durften uns dem samoanischen wändelosen Haus (fale) des Tattowiermeisters nähern. Doch bevor wir es betreten durften, mussten Hüte, Schuhe und Sonnenbrillen davor niederlegen. Wir mussten uns hinsetzten und durften aus Respekt auch leider keine Fotos machen. (Bild ist deshalb aus dem Internet) Da saß er also, der große Tattoomeister und hämmerte konzentriert auf den vor ihm liegenden Kunden ein. Das rhythmische Klopfen des kleinen Holzhammers auf den Holzstab an dessen Ende kleine Zinken zu erahnen waren, klingt schmerzhaft Sie bohren die sich mit jedem Klopfen in die Haut und bringen so das kunstvolle Tattoo auf den Körper des Mannes. Früher wurden diese Zinken auf Samoa aus Schweinezähnen gefeilt, heute sind es Titanzinken - aus Hygienegründen. 

Neben dem Meister saßen zwei Helfer, die die Haut des am Boden liegenden Mannes, straff zogen. Er wirkt ruhig und selbst, als die scharfen Zinken in die weiche Haut am inneren Oberschenkel eindringen, verzieht der er keine Miene. Die schwarze Tinte dringt ein, Blut quillt hervor. Die Helfer wischen es weg und weiter geht die Arbeit. Das ganze dauerte Stunden und bis das komplette Tattoo fertig ist muss der Mann wohl 10 weitere Sitzungen überstehen.
Sollte er das nicht tun und das Kunstwerk bleibt unvollendet, bringt er die größt mögliche Schade über sich, seine Familie und seine Kultur. Undenkbar also.
Die Angelegenheit ist ziemlich teuer. Der Tätowierer wird mit fein gewebten Matten, Fleisch, Fisch, Bargeld und heutzutage gerne auch mit Fernseher oder iPod bezahlt. Das kann schnell 15 000 Tala kosten - ca 5000 Euro. 



Nach dieser beeindruckenden Demonstration ging es für uns langsam wieder zurück zu dem großen Holzpavillon, in dem unsere Tour gestartet hatte. Dort standen mittlerweile unsere Palmteller gefüllt mit den Zutaten aus dem Umu - dem Erdofen. Lecker! Wir waren begeistert und die Samoaner freuten sich sehr, dass es uns so schmeckte.



Wow, diese Erfahrungen waren spannend, lehrreich und netterweise völlig umsonst. Darüber sind wir erstaunt, denn wir hatten eine 3,5h lange Tour, in die alle Beteiligten ihr Herzblut gesteckt hatten. Wir spendeten großzügig und bedanken uns herzlich. Toll war das und nur zu empfehlen!




Wir verließen Apia und fuhren mit dem Auto auf die andere Seite der Insel. 1h Autofahrt über holprige Straßen, durch kleine Dörfer mit freundlich winkenden Menschen. Schweine, Pferde und Hunde streunen durch die Felder und lassen alles sehr friedlich und ruhig wirken. Allerdings sind die Hund nicht zu unterschätzen. Sie sind halb wild und scheuen sich nicht davor, auch vor ein fahrendes Auto zu springen. Sich ihnen zu nähern ist nicht empfehlenswert. Wir gerieten zum Glück nur einmal in eine kritische Situation und konnten zwei dieser Artgenossen mit Keksen bestechen, damit wir  aus dem Auto aussteigen konnten.

Unser Ziel war  der To-Sua Ocean Trench. Ein Loch, das sich mit Meerwasser gefüllt hat. Hört sich nicht spannend an, ist aber spektakulär:
Dieses Loch in der Erde, das man über eine Holzleiter erreicht und nur über einen kleinen Holzsteg verfügt, von dem man ins Wasser klettert oder springt, lässt einen nur staunen. Das Wasser ist so klar und sauber, türkisblau, man kann bis auf den Grund sehen. Die Gezeiten des Meeres sorgen durch einen Riss im Fels dafür, dass der Wasserpegel ebenfalls steigt und sinkt. Es ist quasi ein natureigener Pool mit Filterung durchs Gestein. Leuchtendblaue winzige Fischchen sind zu sehen. Runter kommt man nur über eine sehr steile und etwas rutschige Leiter. Zum Trocknen, Sonnen und Dösen laden oberirdisch ein paar rustikale Fales ein. Drumherum eine wunderschöne Parkanlage, die wir fast für uns alleine hatten. Wir hoffen, die Bilder bringen das tropische Feeling rüber.






Der letzte Ausflug fand dann auch an unserem letzten Tag in Samoa statt. Wir besuchten das 
Palolo Deep Marine Reserve. Es liegt mitten in der Stadt, nahe am Hafen und trotzdem ist es eines von Samoas schönsten Riffen. Korallen, Muscheln und Fische in allen Größen und Formen. Hier lebt das Riff noch und erstrahlt in allen Farben. Leider sterben hier in Hawaii (und auch weltweit) immer mehr Korallen ab, aber hier in Samoa, scheint die Unterwasserwelt noch in Ordnung.

Nach einem kleinen Mittagschlaf in einer der hölzernen Strandpavillons, gings für uns zum Flughafen und wieder zurück nach American Samoa.



Was für ein schöner Urlaub! Wesentlich besser als erwartet und demjenigen zu empfehlen, der ein bisschen Abenteuer und eine andere Kultur kennenlernen möchte. Die entspannte  und freundliche Art der Samoaner hat uns beeindruckt und berührt. Trotzdem waren wir froh, nach einer Woche wieder in der Zivilisation anzukommen.

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