Christina geht auf Geschäftsreise
Die
Honorarkonsul-Konferenz in San Francisco
Nachdem wir im
September einen Trip nach Seattle und Portland unternommen hatten, standen
jetzt zwei weitere Städte an der Osteseite der USA an:
San Francisco
und San Diego
Hier muss ein
Detail hervorgehoben werden. Diesen Businesstrip fand in vertauschten Rollen
statt. Normalerweise nimmt Bastian ja mich mit, aber diesmal
war tatsächlich ER die Begleitperson. Ihr habt also richtig
gelesen: Christina's Geschäftsreise : )
Vermutlich die
erste und letzte, denn als Lehrer oder Erzieherin wird man nur selten auf
Reisen geschickt. Das Generalkonsulat in San Francisco hielt die diesjährige
Konferenz in ihren Räumen ab und es wurde nicht nur die (Honorar)Konsule,
sondern auch ihre unersetzbaren "rechten Hände" eingeladen. Denis' “rechte
Hand“ nahm aber zur Sicherheit noch den Ehemann mit, und so rollte am SO Abend
die Delegation aus Honolulu zu dritt an. Das erste gemeinsame Abendessen in der
Residenz stand an und alle sahen seeehr schick aus. Auch ich musste vor dem
Trip erstmal einkaufen gehen. Mein Kleiderschrank beschränkt sich zurzeit ja hauptsächlich
auf Blumenkleider, Sportklamotten, kurzen Hosen, Röcken und T-Shirts. Nichts
was man bei einem Geschäftsessen (außerhalb Hawaiis) tragen könnte. Deshalb
also her mit den dunklen, gedeckten Farben, den langen Hosen, einfarbigen
Kleidern und den Blusen. Zudem ist San Francisco im November ja auch einfach
kalt. Außer Turnschuhen, habe ich aber hier gar keine geschlossenen Schuhe -
braucht man nicht.
Deutsches Generalkonsulat in San Francisco (Im linken Flügel wird gearbeitet und im rechten wohnt der Konsul mit seiner Familie) |
Da wir in San Francisco bis jetzt genau nur 36h verbracht hatten, reisten wir schon ein paar Tage vorher an. Nachdem wir in unser Hotel (etwas schäbig, ähnlich wie die Gegend) eingecheckt hatten, gings auch schon gleich wieder los. Ich hatte uns Karten für ein "After Dark"-Event im Exploratorium gebucht.
Das Exploratorium ist eine Art Museum, das Naturwissenschaft
"zum Anfassen" vermittelt. Man kann einen Tornado betreten, dreht
sich in einem riesigen gekrümmten Spiegel, geht über eine Nebelbrücke und mehr
als 650 interaktive Ausstellungsstücke entdecken. Es ähnelt dem Technorama in
Winterthur.
Gute 3h probierten wir die verschiedenen Stationen aus,
mussten kaum warten und knipsten unendlich viele Fotos. Zum Abschluss ging es
dann noch in den stockdunklen "Taktile-Dome". Eine schwarze Kuppel
die einen interaktiven Ausflug durch völlige Dunkelheit bietet. Wir
krochen, rutschten und stolperten durch die stockdunkle Kuppel und benutzten
unsere Tastsinne als einzige Form der Wahrnehmung in den Labyrinthen und
Kammern. Fazit: Geht so....wir hatten es uns besser vorgestellt und waren eher
froh, nach guten 5 Minuten wieder draußen zu sein. Da hatte uns das eigentliche
Museum viel besser gefallen.
Mit einer kleinen Fähre setzten wir in 20Minuten über
auf "America's Devil Island".
Alt und etwas
verwittert sahen die ersten Gebäude aus, die wir beim Anlegen des Schiffes zu
Gesicht bekamen. Man spürte es deutlich, dass diese Mauern viel erlebt hatten
in den fast 30 Jahren als das Bundesgefängnis hier stationiert war.
Im
Januar 1934 wurde das Gefängnis Alcatraz, das in den Mauern des alten
Militärforts auf der kleinen Insel vor San Francisco untergebracht wurde,
eröffnet. Wenige Monate zuvor hatte US-Präsident Franklin Roosevelt den vielen
Mafia-Gangs, die seit der Prohibition die USA unsicher machten, den Krieg
erklärt und kündigte die Einrichtung eines "Supergefängnisses" an:
Alcatraz. Bereits im Sommer 1934 wurden die beiden berühmten Gangster Al Capone
und Machine Gun Kelly auf der Insel untergebracht.
Von
Anfang an galt Alcatraz als absolut ausbruchsicher. Das eiskalte Wasser und die
starke Strömung um die Insel mache ein Entkommen unmöglich, betonte das Federal
Bureau of Prisons (BOP). Zugleich stattete das BOP Alcatraz mit allen damals
zur Verfügung stehenden technischen Raffinessen aus. Die Tore waren elektrisch
gesichert. Überall gab es Metalldetektoren, um zu verhindern, dass die
Häftlinge Waffen hineinschmuggelten. Besucher saßen hinter schusssicheren
Scheiben und durften nur über ein Telefon mit den Häftlingen sprechen. Bis 1961
hatte es zwölf Ausbruchversuche gegeben. Alle verliefen erfolglos.
All
diese Informationen und mehr erfuhren wir bei einem Einführungsfilm, der uns in
eine merkwürdige Stimmung versetzte. Eine Mischung aus Faszination, Grusel und
Neugierde. Wir wollten das Gefängnis, die Zellen und die anderen Räumlichkeiten
von Innen sehen.
Im
früheren Gemeinschaftsduschraum ohne Privatsphäre, erhielten wir unsere
Audiotour-Guides und wanderten dann im eigenen Tempo durch die
geschichtsträchtigen Mauern. Betraten Zellen, hörten Liveaufnahmen und
atemberaubende Ausbruchsversuche und wanderten auf den kahlen Gängen umher.
Der
Knastalltag muss gnadenlos eintönig gewesen sein. Alle Häftlinge saßen in
winzigen Einzelzellen - 1,52 Meter breit und 2,74 Meter lang. Niemand durfte
sich auf dem Gelände frei bewegen. Selbst auf dem Weg zur Arbeit wurden die
Gefangenen streng bewacht. Nirgendwo außer in der Kantine und am Arbeitsplatz
durfte gesprochen werden. In ganz Alcatraz herrschte eisige Stille.
Ein sehr
spannender Ausflug und nur zu Empfehlen. Wir waren aber durchaus froh, dass wir
nach gut 4h wieder unser Boot besteigen konnten, um wieder in die Zivilisation
zurückkehren zu können.
Nach so
viel Geschichte freuten wir uns auf ein sehr interessantes aber durchaus
leckeres Abendessen in der "Stinking Rose". Einem italienischem
Knoblauch Restaurant, von dem wir auch noch am nächsten Tag etwas haben würden.
Am Sonntag
reiste dann Denis, mein Chef, an und wir verbrachten einen schönen Tag in Tiburon.
Ein kleines Städtchen, das an Sylt oder Föhr erinnert, außerhalb von San
Francisco. Wir setzten mit der Fähre über, bummelten, genossen unser
Mittagessen in der Sonne und dann wurde es auch schon wieder Zeit ins Hotel
zurück zu schippern. Wir waren mittlerweile in ein sehr schönes Hotel nach dem
Konsulat umgezogen und wurden herrschaftlich vom Hoteldirektor begrüßt. Das
Badezimmer dieser Suite hatte die Größe unsere vorherigen kompletten Zimmers.
Wir waren beeindruckt!
Und es ging
genau so weiter, denn abends stand der große offizielle Empfang in der
Residenz, dem Generalkonsulat, an.
Wir lernten dort
ansässige Kollegen und die anderen Honorarkonsule aus Seattle, Portland und
Alaska kennen. Alles in allem eine sehr männerlastige Runde und das würde sich
auch über die nächsten Tage nicht ändern.
Trotzdem
herrschte eine fast familiäre Stimmung und wir fühlten uns wohl. Bastian saß
doch tatsächlich auf dem Platz, auf dem auch schon der schwedische König
gesessen hatte. Besonders gut gefielen uns das Besteck und die Platzteller mit
dem eingravierten Bundesadler. Deutscher gehts wohl kaum : D
Die nächsten
zwei Tage waren für mich von morgens bis abends voll geplant. Meetings, Vorträge,
ein Besuch der Passstelle und abends Dinner mit ansässigen deutschen Vertretern
von Kultur und Wirtschaft. Puuuh, ich war platt vom Stehen, Sitzen, Zuhören,
vom Small talk und vom Lächeln. Es ist doch erstaunlich wie viel Zeit man mit
einem Thema verbringen kann, um dann am Ende doch keine Entscheidung zu fällen,
obwohl die meiner Meinung ganz klar war. Aber es wird lieber diplomatisch
drumherum geredet und dann auf später verschoben. Interessante Taktik und
manchmal nicht so leicht auszuhalten....zumindest für mich.
Trotz allem
waren alle sehr nett und ich freute mich besonders, endlich die Gesichter aller
Passstellen-Damen kennenzulernen, mit denen ich sonst immer telefoniere oder
emaile.
Am späten Dienstagabend
begann dann der zweite Teil der Reise: Bastians Business Trip nach San Diego.
Wir flogen ca. 1h und waren nun wieder in wärmeren Temperaturen mit Palmen am
Straßenrand.
San Diego liegt
nur 30 Minuten von der Mexikanischen Grenze entfernt und hat viel zu
bieten. Vielleicht liegt es daran, dass es sich hierbei um keine ganz
typische US-Stadt handelt, denn auch wenn sich in Downtown der ein oder andere
Wolkenkratzer befindet, ist das Stadtbild doch viel stärker von
spanischen Einflüssen geprägt. Besonders schön ist der großartige Balboa
Park oder auch das Stadtzentrum mit seinem historischen Gaslamp
Quarter, indem unser Hotel lag. Während sich Bastian um die
Projekte vor Ort kümmerte unternahm ich ua. eine Rundfahrt in einem der
Hop-on-Off Trolleys, die einen in die verschiedenen Stadtteile bringen. Am
besten gefiel uns "Little Italy" (man fühlte sich wirklich wie im
Italienurlaub) und Coronado, eine wunderbar spießige Halbinsel vor der Küste
San Diegos.
Am Wochenende
besuchten wir dann einen der schönsten Zoos in den USA. Die riesige Anlage, ist nicht nur von Fußgängerwegen,
sondern auch von zahlreichen breiten Straßen durchzogen, durch die kostenlos
Busse ihre Runden drehen. Um einen Überblick zu bekommen, nahmen wir an einer
solchen Tour teil und konnten viele Tiere von oben betrachten. Anschließend
wanderten wir unsere Lieblingsrunde nochmal ab und ließen uns mehr Zeit an den
Gehegen. Insgesamt gab es in diesem Zoo wenig Gitter und die Tiere schienen
aktiv und gut versorgt. Allerdings war der Eintritt von $55 pro Person auch
nicht ganz günstig.
Weiter ging es mit dem Mietwagen an der Küste entlang nach La Jolla. Tolle
Ausblicke, sonniges, aber windiges Wetter und viele Seelöwen findet man hier.
Wir hatten einen tollen Tag und genossen noch einen schönen Sonnenuntergang,
bevor es am nächsten Morgen sehr früh wieder zurück nach Honolulu ging.
Wir haben viel
erlebt in den letzten 10 Tagen und sind dankbar, dass wir unsere
Geschäftsreisen verbinden konnten. Jetzt freuen wir uns nächste Woche auf ein
familiäres Thanksgiving Fest, das wir wieder auf der Big Island verbringen
werden.
Ein bisschen
traurig sind wir, denn wir können diese Woche nicht am 60. Geburtstag von Rolf teilnehmen.
Er wird seinen großen Tag mit Familie und Freunde feiern und wir sind in
Gedanken dabei. Lass dich feiern, Rolf und Herzlichen Glückwunsch zum runden
Geburtstag!
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