Thanksgiving auf der Big Island

Der höchste "Familien-Feiertag" in den USA

Damit alle (oder zumindest fast alle) an diesem Tag bei ihren Lieben sein können, herrscht kurz vor dem 23.11. ein schrecklich hohes Verkehrsaufkommen. Alle steigen in Auto, Bahn oder Flugzeug um kreuz und quer durch die USA zu tingeln. Da wir ja hier "familienlos" sind, könnte man meinen, uns betrifft das weniger, aber netterweise sind die Amerikaner zu Thanksgiving noch aufgeschlossener als sonst und adoptieren einen mehr oder weniger für diesen Tag. Wir haben viele, in diesem Fall ernst gemeinte, Einladungen bekommen und jede Familie, der wir dankend absagen mussten, war fast schon traurig darüber, dass wir gerade an ihrem Fest nicht teilnehmen können.
Diese Gastfreundschaft ist das, was für uns Thanksgiving so besonders macht. Man öffnet die Tür, lädt Familie, Freunde und "Fremde" (wie uns ein) und schlägt sich in gemütlicher Runde den Bauch voll.

Wir hatten uns für eine Einladung von Bastians Kollegin und mittlerweile guten Freundin Ipo entschieden. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihrer großen Familie auf der Big Island und auch eine weitere Kollegin von Bastian war dort eingeladen. Der eigentlichen Thanksgiving Tag fühlt sich eher wie der 24.12. an. Im Haus wurden noch letzte Vorbereitungen getroffen, das Telefon klingelte immer wieder, Tische wurden dekoriert und Stühle herangetragen.
Wir halfen so gut es ging und als alles fertig war blieb immer noch genug Zeit für Gespräche, Disneyfilme und das erste Glas Wein.
Wir waren bis jetzt nur 5 Erwachsene und 2 Kinder gewesen, aber ab 18Uhr wurde es interessant. Die Haustür ging nonstop auf und zu und das Buffet vergrößerte sich auf wundersame Weise um das Doppelte.
Am Ende standen und saßen ca. 30Leute im ganzen Haus verteilt und unterhielten sich. Nach einem kurzen, gemeinsamen Gebet wurde dann aber auch schon das Festmahl eröffnet.
Natürlich gab es den traditionellen Truthahn mit Beilagen wie Kartoffelbrei, Bratensauce, Preiselbeeren, Stuffing, gegrilltem Gemüse und Salate. Diesmal war der Truthahn🦃 geräuchert worden, was wesentlich besser und saftiger schmeckte, als wenn man ihn im Backofen trocken röstet. 😉
Noch besser schmeckte mir aber der Schinken, den sie mit in die Räucherkammer gehängt hatten. Alles in allem ein tolles Essen mit netten Menschen. Anschließend gabs noch Berge von Nachtisch, der  vorallem durch verschiedene Pies dominiert wurde. Egal ob mit Pecanüssen, Kürbis oder Apfel gefüllt, begraben wurden sie unter einem Berg Sahne und waren doch insgesamt recht süß. Kurz darauf begann ein Teil der Gäste, ihre Instrumente auszupacken und ein komplettes Schlagzeug aufzubauen. Wie sich herausstellte war auch eine kleine Familienband eingeladen, die jetzt zur Tat Schritt.
Sie spielten vorallem Lieder aus den 60er & 70ern und waren erstaunlich gut. So saßen wir alle eng zusammen gepfercht auf den Sofa, summten oder sangen mit und es herrschte eine fröhliche, ausgelassene Stimmung.
Der Abend klang mit dem letzten Lied aus und nach und nach verabschiedeten sich die Gäste wieder. Nach einigen Aufräumarbeiten fielen wir in einen komatösen Schlaf.


Am nächsten Morgen traute ich meinen Augen nicht...wir waren von gackernden, glucksenden Geräuschen geweckt worden und als wir aus dem Fenster sahen, streckte gerade ein Truthahn seinen Kopf hinter dem Zaun vor.
War der etwa gestern seinem Schicksal im Backrohr entlaufen? Er gobbelte einmal laut und verschwand dann wieder. Kurz darauf hörte man noch weitere "gobble gobble"- Rufe und eine ganze Herde des etwas hässlichen Federviehs pflügte durch die Nachbarschaft. "Aaach ja, die tukeys seien hier wild und fast schon eine Plage", erklärte Ipo. Besonders nervig sei es, wenn sie auf dem Dach wären. Das würde sich dann anhören als hätte man eine irische Stepptanzgruppe da oben. Und auf dem Golfplatz würden sie die Löcher versperren, weil sie ihr Territorium behaupten wollen.
Tja, scheinbar laden doch nicht alle Truthähne auf dem Thanksgiving Tisch, denn zumindest auf der Big Island hat's noch eine ganze Herde davon.

Gobble, Gobble - wilde Truthähne im hawaiianischen Vorgarten

Den Rest des Tages verbrachten wir dann mit Autofahren (denn groß ist die Big Island ja), wir machten eine Zipline Tour durch den Dschungel und über Wasserfälle hinweg und unser letzter Stop war der Akakawaterfall, der 135 Meter in die Tiefe rauscht. Leider war das Wetter die ganzen Tage Recht durchwachsen und kühl, so dass wir verwöhnten Weicheier uns erstmal beide eine Erkältung holten. Trotzdem hatten wir eine schöne Zeit und waren sehr dankbar über unseren Familienersatz.



Eine Woche später stand dann im Hause Wolf die Einweihungsfeier statt. Wir hatten die Helfer mit ihren Familien und noch weitere Freunde eingeladen und verbrachten einen schönen Nachmittag im neuen Heim. Allerdings nur drinnen, denn das Wetter lässt im Moment nichts anderes zu. Seit fast zwei Wochen regnet und stürmt es hier. Es ist kalt (das kühlste waren 20Grad) und wenn man ein Haus mit dauerhaft offenen Fenstern hat, kann man schon Mal auf die Idee kommen, die Fleecejacke rauszukrusteln.
Aber wem sag ich das....aus Deutschland erreichen uns ja sogar Schneebilder!
Wir wünschen euch allen einen schönen ersten Advent.




Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine Hochzeit an der Northshore

Der neue Führerschein

Das Traumschiff in Hawaii