G'schichten aus'm deutschen Konsulat, Teil 3

Interessantes und Verwunderliches aus dem Konsulat
Jetzt arbeite ich schon ein ganzes Jahr im Deutschen Konsulat in Honolulu. Noch immer gibt es nette Begegnungen und manchmal auch den ein oder anderen kniffeligen Fall, den wir lösen müssen. Egal ob geklauter Pass, doppelte Staatsbürgerschaft, eine Geburt oder ein Erbschaftsfall - irgendwann landen sie alle bei uns! Somit gehen mir auch nie die Geschichten aus, die Bastian sich abends gern erzählen lässt und die ich hier in Teilen niederschreibe.


Sturm Jane

Wie ihr ja alle mitbekommen habt, standen wir für ein paar Tage im August unter größter Beobachtung, denn Hurricane "Jane" drohte auf Hawaii zu zu rasen. Letztendlich passierte gar nicht so viel, aber die Panik davor war groß.
Wir bekamen etliche Anrufe von Deutschen, die schon in Hawaii waren, aber vorallem auch von deren Angehörigen aus Deutschland.
Und so kam es also, dass ich 2 Tage vor dem offiziellen "Sturmbeginn", eine besorgte Mutter am Telefon hatte: Sie wüsste weder aus noch ein, denn sie könnte ihre Tochter, die mit ihrem Freund gerade auf Maui sei, nicht erreichen. Es sei bestimmt der Sturm schuld und sie würde sich solche Sorgen machen!, erklärte sie mir mit zitternder Stimme.
Ich warf einen Blick aus dem Fenster und starrten für einen Moment in den strahlend blauen Himmel.
Dann beruhigte ich die Frau und ließ sie wissen, dass der Sturm noch gar nicht bei uns angekommen sei und ihre Tochter bestimmt gerade einfach nur am Strand sei oder einkaufen.
Die Mutter atmete hörbar aus und war erleichtert über diese Information.
Ein Rest Unsicherheit blieb aber dennoch, denn sie fragte: "Glauben Sie denn, meine Tochter ist sicher in einem Baumhaus?"
"In einem Baumhaus?", frage ich. "Nein, also wenn es richtig stürmt, dann ist ein Bauhaus vielleicht nicht das richtig.", war meine Antwort.
Es sei aber ein sehr komfortables Baumhaus, eine Air BnB Wohnung, mit allem drum und dran. Ihre Tochter hätte ihr Bilder geschickt. Allerdings wollte sie sich jetzt gern beim Vermieter melden um sich bei ihm nochmal über die Bauweise zu erkundigen, erklärte sie. Ansonsten würde sie ihrer Tochter ausrichten, dass sie sich doch bitte ein Hotelzimmer in einem, aus Stein gebauten Haus, suchen sollte.
Das hielt ich für eine gute Idee und wollte mich schon verabschieden. Doch da hatte die Frau noch eine letzte Frage: "Ich weiß leider nur denn Vornamen des Vermieters, John. Kennen Sie zufällig einen John mit einem Baumhaus?" - Nein, das tat ich leider nicht.
Ich musste grinsen, als ich ihr erklärte, dass wir, 1. auf einer anderen Insel sind und 2. wir uns nicht alle untereinander kennen würden.
Das leuchtete ihr dann auch ein und war nun soweit beruhigt, dass sie schlafen würde können. Schließlich war es mittlerweile 23.30Uhr in Deutschland.
Von der Tochter im Baumhaus hörten wir übrigens nichts mehr und gehen davon aus, dass sie den Sturm gut überstanden hat.


Der Erbe des Königs

Neben außergewöhnlichen Anrufen, bekommen wir auch von Zeit zu Zeit auch ungewöhnliche Briefe oder Emails zugeschickt. Natürlich nehmen wir alle Anfragen erstmal ernst, aber ab und zu fragt man sich, ob sich da nicht jemand einen Spaß erlaubt. So wurden wir vor einiger Zeit von einem Herrn per Email gebeten, doch bitte herauszufinden, ob er nicht doch tatsächlich der rechtmäßige Thronfolger des letzten Deutschen Königs sei. 
Ja, was sagt man dazu....Er hatte sich große Mühe gegeben, alle Einzelheiten seines durchaus bewegten Lebens aufzuführen und seine Email war auch dementsprechend lang.
Sein Großvater, der leider mittlerweile verstorben sei, wäre König von Deutschland gewesen und noch heute würde seine royale Familie ein Schloss in Bayer besitzen. Er hätte leider nur durch Zufall vom Tod seines Großvaters erfahren, weil er im Streit mit dem Rest seiner Familie liegen würde und sei deshalb auch nicht bei der Beerdigung gewesen. Jetzt hätte ihn ein Mitglied eines anderen großen Adelshauses kontaktiert und auf das große Erbe und die Thronherrschaft aufmerksam gemacht. Dieses Mitglied wollte ihm auch dabei helfen, den Weg aus den USA nach Deutschland anzutreten, was aber von unserem Thronerben abgelehnt wurde, das seines Wissens nach, sein Großvater einen Privatjet besessen hätte, der ihn abholen könnte. Das konnte er bis jetzt noch nicht mit seiner Familie abklären, da sie seit Jahren keinen Kontakt mehr gehabt hätten. Er selbst hätte mit seinen Angehörigen gebrochen, alles aufgegeben und sich alleine durch die Straßen von Amerika geschlagen.Von uns hätte er gerne gewollt, dass wir das Gericht in Deutschland kontaktieren um herauszufinden, ob diese Geschichte so stimmt, wie sie ihm erzählt wurde. Sollte dies der Fall sein, hätte er dann gerne jemand, der ihm die Reise nach Deutschland und den Aufenthalt organisiert.

Die Anfrage klang, sagen wir es mal so, wunderlich und nach kurzer Recherche ohne Erfolg, gaben wir auf. Wir leiteten die Mail weiter ins Konsulat nach San Francisco und konnten uns schon vorstellen, welche Reaktion sie bei den Kollegen hervorgerufen hat. Bisher haben wir nichts mehr von unserem neuen Deutschen König gehört. Lasst uns doch wissen, falls ihr euch aus irgendeinem Grund dafür entscheidet, die Monarchie in Deutschland einzuführen. Wir hätten hier einen ganz heißen Kandidaten für den Thron, der recht motiviert scheint, die Dinge in die Hand zu nehmen.


Bittere Tränen

Wer für einige Jahre in der USA wohnt und eine Greencard besitzt, kann sich irgendwann auch um die Amerikanische Staatsangehörige bewerben. Dh. man bekommt einen US-Pass und ist fortan Amerikaner. Da hat einige Vorteile: Unter anderem darf man wählen, bestimmte Jobs bekommt man nur, wenn man die amerikanische Staatsbürgerschaft hat und auch der ganze VISA/Greencard-Kram fällt weg.
Kein Wunder, dass so mancher Auswanderer diese Gelegenheit nutzt und sich an den Antrag dafür setzt. Was manche Deutschen allerdings nicht wissen, der deutsche Staat erlaubt zwar die doppelte Staatsbürgerschaft, allerdings nur mit einer schriftlichen Genehmigung, der Beibehaltungsurkunde. Wer die nicht vorlegt, bei Annahme der amerikanischen Staatsbürgerschaft, verliert automatisch die deutsche. Die amerikanischen Kollegen weißen aber auch nicht darauf hin und so merken es manchen Deutschen erst, wenn sie ihren deutschen Pass wieder erneuern wollen und das nicht mehr möglich ist. Streng genommen war ihr deutscher Pass schon jahrelang nicht mehr gültig und sie hätten ihn eigentlich entwerten/abgeben müssen.
Genau so einen Fall hatte ich, als eine Frau sich bei mir telefonisch erkundigte, welche Unterlagen sie denn zur Beantragung eines neues Passes benötigen würde. Ich verwies sie auf unsere Webseite und nachdem sie die Liste der Dokumente studiert hatte, fragte sie völlig überrascht: "Beibehaltungsgenehmigung - was ist denn das?"
Mir schwante böses, denn wer diesen langwierigen Prozess durchlaufen hat und am Ende tatsächlich sie BBG erhält, erinnert sich eigentlich daran. Nach einigem hin und her musste ich ihr dann behutsam mitteilen, dass sie keine Deutsche mehr ist, seit sie den US-Pass angenommen hatte. Sie konnte es kaum fassen und wollte mir auch nicht glauben. Als sie dann eine Woche später einen Termin bei uns hatte, mussten wir ihren nagelneuen Pass entwerten und ihm die Ecken abschneiden. Sie wollte ihn uns erst nicht geben und weinte bittere Krokodilstränen, als sie ihn uns schlußendlich herausgab. Es muss ein schreckliches Gefühl sein, seinen Pass und seine Staatsbürgerschaft abgeben zu müssen, vor allem wenn man es in Unwissenheit tut. Wenn die Dame nun in Deutschland einreisen will, darf sie das mit ihrem amerikanischen Pass ohne Probleme, aber ihre legale Aufenthaltsdauer in Deutschland entspricht der, eines gewöhnlichen Touristen.
Im Moment hat sie den Prozess der "Wiedereinbürgerung ehemaliger gebürtiger Deutscher" begonnen und es kann bis zu 2 Jahren dauern und ist mit einigem an Papierkram verbunden, um die Deutsche Staatsbürgerschaft wiederzubekommen.


Meet a German


Am 3. Oktober 2018, anlässlich des deutschen Nationalfeiertags und des Beginns des Deutschlandjahres 2018/19 machten Denis und Ich uns auf, eine kleine amerikanische Grundschule zu besuchen. 
Die Organisation "Fulbridge" hatte die Initiative "Meet-a-German" ins Leben gerufen und sich ua. an uns gewendet. Ziel war es, dass Deutsche, die in den USA leben oder Amerikaner, die länger in Deutschland gelebt haben, als „Citizen Ambassadors“ an bis zu 500 amerikanischen Elementary-, Middle- und High Schools gehen und dort eine Unterrichtsstunde halten. Thema der Stunde: natürlich Deutschland.
Ich stellte eine bilderreiche Präsentation zusammen und wir bestellten Deutschlandflaggen und Kugelschreiber. Wir wurden sehr warmherzig und neugierig empfunden und die zwei Stunden, die wir mit jeweils unterschiedlichen Klassen, verbrachten, vergingen wir im Flug.
Die Kinder schienen wissbegierig und hatten sogar Fragen für uns vorbereitet. Sie wollten z.B. folgendes wissen:

  • What are the most popular dishes in Germany?
  • How old is Germany?
  • Do you celebrate Halloween? What different Holidays do Germans celebrate?
  • What kinds of greetings do you have in your culture?
  • How many languages are there in Germany?
  • What kinds of shows do Germans watch? 
  • Is there a video game addiction in Germany?
  • Who is Germany’s most famous singer?

  • Unsere Präsentation thematisierten kurz den "Tag der deutschen Einheit" und seine Geschichte, aber ansonsten hauptsächlich Dinge die Kinder mehr interessieren, wie deutsches Essen, Jahreszeiten (vor allem Winter mit Schnee), das berühmte Oktoberfest, Feiertage wie Erntedank, Nikolaus, St. Martin und Weihnachten, die Autobahn und die Deutsche Bahn, Schulranzen und Schultüte und das Schloss Neuschwanstein als Vorbild zum Disney Schloss.
    Zum Schluss ließen wir sie noch das längste deutsche Wort, bestehend aus 79 Buchstaben, vorlesen.
    Na klar wir kennen es alle und gebrauchen es seeeehr häufig im Alltag......nicht:

    Donau­dampfschifffahrts­elektrizitäten­hauptbetriebswerk­bauunterbeamten­gesellschaft

    Die Kinder hatten ihren Spaß dabei, es auszusprechen und die nachgeschobene Erklärung zur eigentlichen Bedeutung interessierte kaum jemand : )
    War aber auch egal, denn bei unserem heutigen Besuch ging es eher darum, die Neugierde und Freunde auf einen fremdes Land zu schüren und die Kinder etwas über ihren noch recht kleinen (Insel)Horizont blicken zu lassen. Ich denke, dieser Auftrag ist uns gelungen und ernteten Applaus und strahlende Gesichter.

    Kommentare

    1. Diese Kategorie gefällt mir mit am Besten!
      Du repräsentierst uns vorbiiiiildlich, Christina!

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