Fest der 1000 Lichter

Schwimmende Laternen

Jedes Jahr findet hier, direkt vor unserer Haustür, im Ala Moana Beach Park das Laternen Festival statt. Für uns ist es heuer das erste Mal, aber wir sind schon jetzt begeistert.

Eigentlich entstammt dieses Festival einer asiatischen Tradition, aber wird auch hier seit 1999 gefeiert. Passend zum Memorial day, einem Feiertag hier in den USA, gedenkt man dabei den Kriegsgefallenen, seine Verstorbenen und allen Menschen, die eine Tragödie erleben mussten. Gleichzeitig zeigt man Dankbarkeit und Demut für das, was man hat  und macht sich wieder einmal klar, wie gut es jedem von uns eigentlich geht.  Jede Familie lässt dafür eine gemeinsam gestaltete Laternen aufs Meer hinaus schwimmen und lässt so ihre Verstorbenen wissen, dass sie sie nie vergessen werden.

Der Tag begann mit Schlange stehen. Wer nämlich selbst gern eine Laternen schwimmen lassen muss diese morgens abholen. Um 10Uhr öffnete das Laternen-Ausgabe-Zelt und schon schon eine Stunde vorher ringelte sich die Schlange der Wartenden durch den ganzen Park. Etwas geschockt stellten wir uns ans Ende der Schlange und Bastian stellte schon Rechnungen auf, wie lange wir wohl hier warten müssten und ob es dann überhaupt noch eine Laterne für uns geben würde. Aber wie durch ein Wunder ging die ganze Sache recht flott und sehr gut organisiert von statten. Man unterhielt sich nett mit den Mitwartenden und bewegte sich kontinuierlich auf das Laternen-Zelt zu. Nach gut einer Stunde hatten wir unsere Laterne in der Hand und kamen in ein großes Zelt. Hier bekam man eine persönliche Einweisung in die Kunst des Laternen Zusammenbauens, um sie anschließend mit bereitliegenden Filzstiften beschriften und verzieren zu können.

Uuuund ab geht die Post...

Nach diesem Start in den Tag, gabs für uns erstmal ein zweites Frühstück im Pancake House mit Patricia und Mirko. Anschließend vertrieben wir uns noch die Zeit auf dem Rummel. Wer schon mal auf dem Canstatter Wasen, der Wiesen oder einfach nur auf der Karlsruher Mess' war, wird etwas enttäuscht von diesem Rummel sein. So ging es uns natürlich auch, denn alles ist etwas veraltet und winzig. Selbst das Riesenrad machte Bastian (der sonst manchmal etwas mit Höhe zu kämpfen hat) nichts aus. Trotzdem hatten wir eine gute Zeit und ich war auch im Glück, denn es gab einen Streichelzoo.

Nach einer kurzen Pause bei uns in der Wohnung gings dann wieder zum Ala Moana Park zurück, der sich langsam gefüllt hatte.

So sehen stolze Laternenbesitzer aus

Am Strand suchten wir uns dann zwischen all den anderen Zuschauern einen Platz und dann war nochmal Geduld gefragt.

Die Zeremonie begann, als die Sonne langsam am Horizont verschwand und alles in ein oranges Licht tauchte. Die Shinnyo Taiko-Trommler liesen einen lauten Trommelwirbel ertönen und alle Gespräche verstummten. Nur noch das rhythmische Dröhnen ihrer mächtigen Trommeln war zu hören. Anschließend wurden einige Ehrengäste begrüßt, und ihre Heiligkeit Keishu Shinso Ito hielt eine bewegende Reden. Sie ist das wichtigste, weibliche Oberhaupt des Buddhistischen Ordens Shinnyo-en, der jedes Jahr Schirmherr dieses Festivals ist. Die ganze Zeremonie war sehr stimmungsvoll und wurde zusätzlich auf drei großen Leinwänden übertragen.

Mittlerweile war die Sonne fast ganze verschwunden und nun kam auch das Startsignal für die Laternen. Die ersten Familien ließen ihre Laternen ins Wasser, ein echter Gänsehautmoment. Dann aber zogen sie sich zurück um den Nachrückenden Platz zu machen. Die Musik, das Ambiente, die Stimmung war unglaublich schön und gleichzeitig so traurig. Viele Menschen weinten, hatten Tränen in den Augen oder mussten schwer schlucken. Niemand redete laut, überall war nur leises Gemurmel zu hören. Es war für uns fast unglaublich wie höflich, rücksichtsvoll und vorsichtig 50 000 Menschen miteinander umgehen können. Kein Tumult oder Geschubse. Wäre dieses Festival an einem anderen Ort der Erde gewesen, hätten wir uns beide wohl mehr Sorgen um unsere Sicherheit machen müssen. Ein trauriger Gedanke....

In loving memories....

Nun waren wir an der Reihe. Wir ließen unsere Laternen von den Wellen raus in die Bucht treiben und schon bald war sie zwischen den abertausenden Lichtern verschwunden. Ein wunderschöner Moment, den hoffentlich unsere Lieben im Himmel auch gesehen haben!

Wir blieben noch einige Minuten stehen, genossen den Moment, spürten den Sand und das Meer zwischen unseren Zehen und staunten. Was für ein Erlebnis!

Für alle die sich fragen, was mit den ganzen umhertreibenden Laternen geschieht: Sie werden ganz umweltbewusst nach Beendigung der Zeremonie, wieder eingesammelt und der Styropor-Schwimmkörper wird im nächsten Jahr wieder verwendet.