Der neue Führerschein

Leute sperrt die Hühner ein - wir haben jetzt den hawaiianischen Führerschein

Da unser deutscher Führerschein hier nur ein Jahr gültig ist, war es für uns Anfang des Jahres Zeit, das Projekt "Amerikanischer Führerschein" anzugehen. Nach etwas längerer Recherche haben

wir herausgefunden, was wir alles vorweisen müssen, um überhaupt zugelassen zu werden. Der Führerschein hier gilt nämlich als Ausweisdokument und innerhalb Amerikas kann man damit sogar fliegen und braucht keinen zusätzlichen Reisepass mehr. Auch für uns ist der Ausweis nicht nur zum Autofahren gut, sondern da wir jetzt "echte Hawaiianer" sind, gibts Einwohnerrabatte und Vergünstigungen an jeder Ecke.

Die Theorieprüfung hatten wir bereits im März abgelegt. Darauf vorbereitet haben wir uns mit Hilfe einer App und haben die teilweise merkwürdigen Straßenregeln für Hawaii gelernt. Jeder Staat in Amerika hat zusätzlich zu der allgemeinen StVO, noch eigene Regeln. Hier bei uns darf man zum Beispiel IMMER rechts abbiegen, auch wenn die Ampel rot ist. Man muss sich halt selbst absichern, dass die Straße auch frei ist. Auch links darf man trotz roter Ampel abbiegen, aber nur wenn man von einer Einbahnstraße kommend, in eine andere abbiegt. Da aber zumindest Honolulu mehr oder weniger aus Einbahnstraßen besteht, ist das fast immer der Fall.


Schilderwald
Auf dem Highway ist rechts überholen völlig in Ordnung, was aber immer mal wieder zu beinah Unfällen führt. Es gibt auch kein Rechts vor Links. Wenn es kein Vorfahrtszeichen an einer Kreuzung gibt, kann man fahren. Nur bei einem Stopschild muss man Vorfahrt gewähren. Doch wer darf bei mehreren Stopschildern als erstes Fahren? Dort gilt: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Das heißt, von allen weiteren Straßen wo auch ein Stopschild steht, lässt man die Autos, die vor einem an dieser Kreuzung angekommen sind, passieren. Das System hört sich etwas chaotisch an, funktioniert aber im Alltag erstaunlich gut.
Auch Parken ist hier etwas anders geregelt. Die Parkrechte werden nämlich durch Farben auf dem Bürgersteig definiert. Ein roter Bürgersteig bedeutet: Halten verboten, Gelb bedeutet: Parken verboten. Bei weiß oder keiner Farbe ist parken erlaubt. Aber auf KEINEN Fall vor einem Hydranten. Da werden die Amis zurecht stinkig und lassen dein Auto ratzfatz abschleppen.
Da wir aber all diese Regeln und noch einige mehr scheinbar gut genug gelernt hatten, machten wir beide nur zwei Fehler beim Ankreuztest und bestanden somit schon mal den ersten Schritt.
Der Praxistest lies allerdings auf sich warten. Scheinbar will zur Zeit die ganze Insel den Führerschein machen und somit war der nächste passende Termin erst wieder Mitte Juni frei.

1.Versuch
Am 14.6. ergriffen wir also nicht nur unsere Chance, sondern auch das Lenkrad und wollten beide die praktische Prüfung erneut ablegen. Leider ging an diesem Tag alles schief, was nur schief gehen konnte. Bastian hatte am Tag zuvor unser Auto ins Autohaus bringen müssen, weil ein einfacher Servicetermin anstand, bei dem auch gleich ein kleiner Schönheitsmakel gerichtet werden sollte. Blöderweise schaffte das Autohaus es aber nicht, das Auto bis zum nächsten Tag fertig zu stellen. Also bekamen wir einen Mietwagen. Mist, damit konnten wir aber nicht die Führerscheinprüfung ablegen. Netterweise bot uns ein Freund an, dass wir sein Auto nutzen könnten. Er hätte uns sowieso zur Prüfstelle hinfahren müssen, denn offiziell haben wir ja hier noch gar keinen Führerschein und könnten somit auch gar nicht allein fahren. Wir nahmen das Angebot dankend an und Isaac holte uns früh morgens mit seinem Auto ab. Er hatte uns schon vorgewarnt, dass sein Auto nicht ganz so toll aussehen würde. Was das dann in Wirklichkeit bedeutete, war uns aber nicht klar. Er hatte aus kosmetischen Gründen den kompletten Himmel, also die Innenverkleidung, abgenommen und war gerade dabei, diesen zu überarbeiten. Jetzt hatten man also freie Sicht auf das Stahlgerüst und die Elektronik, die sich an der Decke des Autos ringelte. "Naja", dachten wir, "da wird der Prüfer schon nicht drauf schauen." Ein ungutes Gefühl blieb trotzdem. Als wir dann ankamen, erledigten wir den Papierkram und warteten dann, bis wir aufgerufen wurden. Bastian war der erste und setzte sich mit der Prüferin in Isaacs Wagen. Wir warteten draußen und konnten sehen, dass die Beiden sich im Auto unterhielten und die Frau, Bastian scheinbar etwas erklärte. Kurz darauf wurde Isaac zum Auto gerufen und der Grund der Verzögerung wurde deutlich. Das Warnlicht des Beifahrer Airbags leuchtete. Damit wollte die Prüferin auf keinen Fall starten, auch wenn das Problem scheinbar nur durch einen defekten Sensor ausgelöst wurde. Sie sagte: "Dieses offene Dach hätte ich ja grad so durchgehen lassen, aber das mit dem Warnlämpchen geht gar nicht!"
Etwas perplex standen wir da und warteten deshalb auf einen neuen Prüfungstermin für Juli.

2. Versuch
Dieses mal war unser Auto tiptop, aber unsere Organisation war dafür madig. Beim letzten Mal hatte uns die Prüferin netterweise schon zwei neue Termine vereinbart, allerdings uns nicht mitgeteilt, dass die nächste Prüfung in einer anderen Zweigstelle stattfinden würde. Wir laßen auch nicht mehr nach, weil wir einfach davon ausgingen und standen deshalb dann am 11.7. am falschen Ort. Nachdem uns das mitgeteilt wurde, rasten wir wie verrückt zur eigentlichen Prüfstelle und waren natürlich viel zu spät. Dort angekommen, ließ man uns unsere Verspätung sogar noch durchgehen, aber ein benötigtes Dokument fehlte jetzt. Da wir dieses Mal die Prüfung ja mit unserem eigenen Fahrzeug hatten antreten wollen, hätten wir eine Bestätigung von Bastians Firma gebraucht, dass wir das Auto für die Prüfung nutzen dürfen. Oh Gott, was für ein Chaos! Die Prüferin gab uns eine halbe Stunde Zeit, um ein anderes Auto zu besorgen, falls wir die Prüfung tatsächlich heute noch machen wollten. Wir ließen nichts unversucht, schafften es sogar ein Auto zu organsieren und leicht abgehetzt, fanden wir uns wieder in der Prüfstelle ein. Wir hatten beide keine Ahnung was uns erwarten würde, es war mittlerweile Rushhour Verkehr und das Auto und seine Fahrweise kannten wir auch nicht wirklich.
Die Mission war zum Scheitern verurteilt. Wir traten zwar beide zur Prüfung an, gaben unser Bestes, aber es reichte nicht. Leider fielen wir beide mit viel zu vielen Fehlerpunkten durch. Mist! Aber alle guten Ding sind drei, sagten wir uns und vereinbarten neue Termine.

3. Versuch
Ende Juli, kurz vor seinem Trip nach Deutschland, schaffte Bastian tatsächlich die Prüfung! Ganz stolz präsentierte er seinen vorläufigen Führerschein und erst bei genauerem Nachfragen, wurde deutlich, wie knapp die Geschichte auch diesmal gewesen war. Er hatte 15 Fehlerpunkte gesammelt und hatte somit das Maximum an möglichen Punkten erreicht. Aber bestanden ist bestanden und sobald man "den Lappen" in der Hand hält, kräht kein Hahn mehr danach. Für mich war es dann erst gestern soweit gewesen. Ziemlich aufgeregt, aber doch optimistisch machten wir uns auf den Weg zur Prüfstelle. Alle Unterlagen waren vollständig, aber ein falsches Datum auf dem Brief der Firma, hätte mich fast wieder disqualifiziert. Sonst so locker, aber beim Thema Führerschein nehmen sie es hier scheinbar besonders genau.

Aufgeregt saß ich kurze Zeit später neben meinem Prüfer im Auto und zuckelte durch die umliegenden Straßen mit ihm. Die Anforderungen selbst waren wesentlich einfacher, als bei der Prüfung in Deutschland vor 10 Jahren. Trotzdem achtete er auf jede Kleinigkeit
und am Ende rieb er mir all meine "Vergehen" unter die Nase. Ich hörte ihm aber nicht mal mehr zu, denn er hatte bereits das magische Wort "bestanden" gesagt und somit war die Sache für mich erledigt. Yeeeees!!

Beide waren wir erleichtert, dass dieses Thema nun endlich ein positives Ende gefunden hatte. Meinem Grinsen auf dem Foto, für meinen zukünftigen hawaiianischen Führerschein, kann man die Freude ansehen. Juhuuu, jetzt sind wir wieder ganz legal auf den Straßen unterwegs.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eine Hochzeit an der Northshore

Das Traumschiff in Hawaii