Ein Stück heilige Erde

Unser Besuch im Makua Valley








Dieses geschichtsträchtige Tal ist für viele Hawaiianer sehr wichtig und sogar heilig, aber birgt gleichzeitig auch viel Leid und Wut. 
Hier lebten bis vor 75 Jahren noch ganze Familienclans und jagten in den verwinkelten und fruchtbaren Tälern. Doch nach dem Anschlag auf Pearl Harbor (7.12.1941) beschloss das Militär, das Tal und das umliegende Land zu konfiszieren. Ohne groß zu fragen wurden die Bewohner umgesiedelt und das Gebiet als Truppenübungsplatz mit aktiven Schießübungen (als Vorbereitung für den Zweiten Weltkrieg) umfunktioniert. Alle Weigerungen und Proteste der Bevölkerung halfen nicht und so wurde das Makua Tal für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht. Zäune, Stacheldraht, Warnschilder und Kameras halten seither Eindringlinge fern.
Erst 1964 gab das amerikanische Militär mikrige 10 von den fast 27km2 an die Hawaiianer zurück. Das Tal selbst ist aber immer noch in Militär Hand.
Fährt man mit dem Auto vorbei, wirkt es unscheinbar und man kann gar nicht glauben, dass hier so abgeschieden an der Westseite der Insel, ein grünes Juwel liegt.

Das Wort "Makua" bedeutet "Eltern" in der hawaiianischen Sprache und hier soll laut den Legenden, der erste Mensch erschaffen worden sein.
Außerdem nehmen die Hawaiianer an, das hier auch der Ort ist, von dem aus die Verstorbenen ihre letzte Reise in das Leben nach dem Tod antreten. Viele der alten Seelen sollen aber immer noch präsent sein und können/wollen das Tal (noch) nicht verlassen.
Alles also sehr mystisch und für unseren Geschmack fast schon ein bisschen zu viel Spiritualität. Aber bestimmt liegt es daran, dass wir keine echten Insulaner sind und deshalb dem ganzen etwas skeptischer gegenüber stehen.
Heute wird das Tal immer noch vom Militär genutzt, aber (immerhin) nicht mehr mit echter Munition geschossen. Seit 2001 ist es unter großen Sicherheitsbedingungen für die allgemeine Bevölkerung teilweise wieder begehbar. Allerdings darf man sich nur auf ganz bestimmten, streng abgegrenzten Wege bewegen, denn nur sie gelten als "surface clear". Das bedeutet, dass die Oberfläche und das Erdreich bis 30cm tief, von Munition befreit ist und als sicher gelten. 


Gefahrenstufe ROT
Alle anderen Bereiche sind mit einer ungeklärten Menge, teilweise noch nicht explodierten, an Munition verseucht. Es wurden unendliche viele Schießübungen gemacht und sogar Bomben bis 500kg im Tal abgeworfen und seither nicht kontrolliert geborgen. Das Militär arbeitet hier nach dem Leitsatz "Was wir nicht sehen, ist auch nicht da." Denn rechtlich gesehen müssen sie erst handeln und investigieren, wenn sie tatsächliche Blindgänger finden. Solang keiner sucht, gibts auch nichts zum Aufzuräumen. Das ist ua. auch der Grund, warum diese Operation "Cleaning up Makua Valley" so schrecklich langsam von Statten geht.


Bis jetzt gab es trotz dieser Verseuchung nur sehr wenige Unfällt. 2015 musste allerdings einer der mutigen Gärtner fast dran glauben. Er war mit seinem Kollegen dabei, die Grasstreifen neben den Pfaden zu mähen, als eine Blindgänger Kranate explodierte. Er hat sie mit seinem Gartenrechen ausgelöst. Der Mann wurde stark, sein Kollege nur leicht verletzt. Beide überlebten zum Glück ohne bleibende Schäden. Dieser Vorfall spielte den Aktivisten, die Makua Valley wieder zugänglich für die Öffentlichkeitt machen wollen, natürlich wunderbar in die Karten.

Wenn man also das Tal besichtigen möchte, muss man sich auf eine sehr begrenzte Teilnehmerliste setzen lassen, die von einer kleinen Organisation namens "Malama Makua" verwaltet wird.
Diese Organisation hat sich zum Auftrag gemacht, das Tal und die sich darin befindlichen heiligen Stätten wieder begehbar zu machen. Dafür müssen sie auf den guten Willen des Militärs hoffen, denn die Aufräumarbeiten werden von denen durchgeführt. Das Tal ist nicht nur wegen den dort befindlichen heiligen Stätten wichtig für die Hawaiianer, auch Geo- und Biologen haben großes Interesse dort Untersuchungen durchzuführen. Es sollen hier 40 gefährdete Pflanzen- und Tierarten leben. 
Hoch konzentriert beim Blumenbinden
Wir hatten es also geschafft auf die Liste der 40 Besucher zu kommen, die dieses mal ins Tal dürften, aber mussten uns am Gate trotzdem nochmal mit unserem Ausweis vorstellen, bevor wir passieren durften. Nach uns wurde das Rolltore sofort wieder verschlossen und die Uniformierten standen Wache. Nachdem die Gruppe wenige Minuten später vollständig war, gab es einen kurzen Workshop im Blumenopfer binden. Diese kleinen Gebinde sollten später an den jeweiligen "Altären" abgelegt werden. Wir machten unsere Sache gut und bekamen viel Lob von den "Aunties" (Tanten- so nennt man alle älteren Hawaiianerinnen). 


Das Ergebnis
Anschließend versammelten wir uns für 2h im Stehkreis für eine ausführliche Begrüßungsrunde mit persönlicher Vorstellung, gemeinsamen Gebet und Segnung des Tales. Dann gabs noch einen kurzen, aber interessanten Abriss über die Geschichte des Tales mit anschließender Fragerunde und dann folgte die ausführliche Sicherheitsbelehrung des Militärs. 
Bis jezt hatten sich deren Vertreter im Hintergrund gehalten, aber jetzt wurde es ernst. Niemand durfte vor dem Bombenexperte (ein ehermalier Navi Comander) gehen, nicht die Wege verlassen, nichts aufheben oder wegkicken und alle auffälligen Beobachtungen melden. Sie erklärten uns, dass im Normalfall keine Munition auf den gekennzeichneten Wegen vorzufinden sei, aber durch den starken Regen der letzten Tage, könnte etwas an die Oberfläche geschwemmt worden sein. 

Wir hofften alle inständig, dass niemand etwas finden würde, denn in diesem Fall hätte das ganze Tal evakuiert werden müssen und die Wanderung wäre vorbei.
Dabei waren wir seit 2h Stunden in diesem etwas anstrengenden Stehkreis gefangen und hatten es noch keinen Schritt weit hinaus ins Grüne geschafft. Kurz darauf war es aber soweit und unsere kleine Truppe durfte, angeführt von einem Geländewagen und dem Sachverständigen und eingerahmt von einem weiteren Wagen der Army, endlich los.

Regenwasser als Gabe
Eine "Volcanic bomb" - eine Laune der Natur

Plumeria
Ziel waren insgesamt 3 heilige Stätten an denen wir unsere Blumengaben niederlegen würden.
Allerdings war es "nur mit Niederlegen" nicht getan. Vor jedem heiligen Steinhaufen wurde angehalten und per Gebet um Erlaubnis gefragt, anschließend warteten alle auf eine "Antwort" des Tales. Das konnte, wie wir lernten, in Form eines Windhauchs, Vogelgezwitscher, Wolkenformation oder im Prnzip eben alles was sich halt in den nächsten 20 Sekunden bemerkbar machen würde, gegeben werden. Was soll ich sagen - ein interessanter, gewöhnungsbedürftig und etwas langwieriger Prozess der unsere Geduld auf die Probe stellte. Die Rituale an den heiligen Stätten waren dann sehr würdevoll und traditionell. Man bekam einen echten Einblick, wie sehr die Hawaiianer sich mit ihrem Land verbunden fühlen und wie sehr sie es schätzen.

Leider kamen wir bei diesem langsamen Tempo nicht wirklich weit ins Tal hinein und über den ganzen Tag schafften wir vielleicht 5km. Wir hatten uns etwas mehr erhofft und wollen gerne nochmal einen Versuch wagen, wenn ein andere Wanderung mit anderem Schwerpunkt auf dem Programm steht. Trotzdem waren/sind wir sehr dankbar über diese besondere Erfahrung.







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